Sie sind hier: Startseite Theater, Comedy und Kabarett Wer einen Vogel hat, sieht die Welt wie sie ist
Wenn wir auf die Vögel hören würden, wäre mancher Ort ein besserer Ort. Zum Beispiel Raunheim. Die Vögel wären sich schnell einig. Die Petitionen der Eulen und Uhus für ein Tagflugverbot finden keine Beachtung, weil sie die interne Abstimmung verschlafen. Anschließend fliegen alle nach Wiesbaden und überstimmen die Menschen.
Wenn sie genügend Stimmen zusammen bekommen. Andernfalls müssen sie sich eben vor der Abstimmung noch mal kräftig vermehren, was wir ihnen aber sehr erschweren. Durch den Fluglärm haben sie für ihre Werbung nur noch kleine Zeitfenster. Immer noch länger als die Werbepausen im Fernsehen aber im Endeffekt oft zu kurz. Es geht ja nicht nur darum, Werbung für irgendeine Kette zu machen und das Weibchen geht dann zu einem beliebigen Männchen, Hauptsache es ist hessisch, nicht hässlich und „garantiert auch in ihrer Nähe”. Nein. Das Männchen, das die Werbung sendet, will selbst und persönlich das Geschäft machen. Also genügt es nicht, einseitig zu funken. Man muss auch die Antwort hören können. Aber hört das Männchen die Antwort nicht, weil der Lärm zu stark ist, oder hört es keine Antwort, weil keine Antwort gesendet wurde, weil die Werbung nicht gehört wurde weil der Lärm zu stark war? Man weiß es nicht.
Dem lärmgeschädigten Vogel geht es nicht anders als dem Mensch in der Disco. In beiden Fällen wird die Verständigung blockiert. Nur nennt man die Blockade in der Disco nicht Lärm sondern Musik. Zu müde, um frustriert zu sein, geht der Mensch alleine nach Hause und bleibt bis halb eins im Bett. Außer wenn er Christ ist. Dann rafft er sich um 8:45 Uhr auf und holt den restlichen Schlaf in der Kirche nach. Wenn der Mensch fertig geschlafen, gebetet, gegessen und seinen zweiten Kaffee getrunken hat, ist die gefühlte Niederlage von gestern noch immer nicht verdaut. Der Mensch begibt sich auf die Flucht nach vorne und auf die Partnersuche im Internet. Da gibt es keinen Lärm, aber dafür Rechnungen.
Schauen wir uns eine beliebige Singlebörse im Internet an. Das Weibchen registriert sich kostenlos und sagt sich: „Erst mal abwarten. Irgendein Depp wird mir schon schreiben”. Das Männchen registriert sich ebenfalls kostenlos, findet das Weibchen und sagt sich: „Wow, voll die Bombe! Der muss ich schreiben” und bezahlt umgehend die Premiummitgliedschaft per Paypal. Das Männchen schreibt dem Weibchen und findet sogar die richtigen Worte. Das Weibchen denkt: „Das ist er! Den muss ich treffen”, klickt umgehend und voller Überzeugung auf „antworten”. Aber beim Bezahlen ist Endstation. Das Weibchen holt den neuesten Kontoauszug zusammengerollt aus der Handtasche und befreit ihn von zwei Haarnadeln, die natürlich mit Absicht daran steckten, damit die Blätter zusammenhalten. Es liest den Saldo und dann auch noch die Tankquittung, die mit den Bankbelegen – aber ohne Absicht – in den Haarnadeln steckte, und schlussfolgert daraus: „Scheiße auch. Hätte ich doch E10 getankt und nur zwei Kippenpackungen „normal” gekauft anstatt drei Packungen light!”
Tja was ist wichtiger? Männer oder Tabak? Weder noch. „Sprit!” Würden die Vögel jetzt sagen und „Danke fürs Autofahren”. Bis sich das Menschenweibchen die Premiummitgliedschaft leisten kann ist die des Männchens abgelaufen. Mindestens zwei Monate lang haben beide nicht genug Geld für ein Flugticket. Endlich ist Ruhe im Geäst. Vor Freude und Erleichterung geben die Eulen und Uhus ein Unplugged-Konzert im gemischten Chor. Wegen nächtlicher Ruhestörung werden sie von ihren Nachbarn angepickt, die dachten, sie könnten endlich mal durchschlafen.
Unterm Strich bin ich positiv überrascht, dass Ihr doch so viele Kinder mitgebracht habt. Damit es auch in Zukunft so gut klappt mit der Verständigung und der Partnersuche stelle ich Euch nun mein Alternativprogramm vor: Spart lieber Bankgebühren indem ihr die Scheckkarte nicht so oft benutzt, und druckt mit dem gesparten Geld Visitenkarten. Vorlagen findet Ihr auf odenwaldstrasse9.de. Eine von den ersparten Visitenkarten gebt in der Disco dem Mann Eurer Wahl und schon klappt die Verständigung. Dann kann es Euch Jacke wie Hose sein, ob unten acht Subwoofer Vollgas geben, oder oben zwei Flugzeuge.
Wenn es nach den Vögeln ginge sollten wir allerhöchstens E5 tanken. Ach was sage ich, E0! Auch da sollten wir auf die Vögel hören. Da würde das gemeine Haushuhn zum Rohrspatz werden, wenn es Deutsch könnte. Ich bin ja eher dafür, dass Menschen Sprachkurse bekommen, um Vögel zu verstehen. Die Hühner würden uns ganz schön etwas gackern.
Das Zeug, das Gott zum Essen gedacht hatte, insbesondere Mais, wird in rießengroßen künstlichen Mägen aus Stahl und Beton, sogenannten Biogasanlagen, mit Hilfe von Bakterien in einen einzigen rießengroßen Furz verwandelt. Man muss sich das mal vorstellen: Im Jahr 1945 bekamen drei Menschen gemeinsam den Nobelpreis verliehen für Penicillin. Und nun sind auf ein Mal die Bakterien unsere Verbündeten. Dann kam der EHEC und auf ein Mal waren die Bakterien wieder unsere Feinde. Sie werden aber weiterhin in Biogasanlagen gezüchtet bei 39°C und ohne Absicht.
Aber nicht genug damit, dass Feinde zu Verbündeten erklärt werden. Auch der Verlust wird zum Nutzen erklärt. Das, was normalerweise eine ganz kleine Verlustleistung ist, wörtlich der Pups im Wind, dieser Verdauungsverlust wird nun auf möglichst viele Prozente aufgeblasen und zur Nutzleistung erklärt. Und von diesen Prozenten kann man nun auch Promille bekommen und Punkte in Flensburg weil die Verluste verflüssigt werden, aber leider nicht die Gewinne. In Südamerika fahren sie schon mit 70% Alkohol und nur 30% Benzin. Ich möchte mal wissen ob dort an der Börse Alkohol gehandelt wird. Darauf gibt es doch angeblich die sichersten Prozente. Und mögliche Kursverluste kann jeder Fahrschüler im Schlaf und beim Tanzen berechnen: „0,1‰ pro Stunde. Jetzt habe ich 2,5‰. Also langt es, wenn ich morgen um dieselbe Zeit wieder tanke. Wer fährt mich heim?”
Das flüssige Brot ist auf die Dauer eh nicht das wahre. Im Jahr 2005 habe ich gefastet, um Gott näher zu kommen. Das hat gut und gerne funktioniert bis Ostern. Dann konnte ich kein Bier mehr sehen. In den folgenden sechs Jahren, also bis heute, überlege ich mir sehr gut, ob ich faste. Mit dem immer gleichen Ergebnis. Mitte März sitze ich vor meiner Cola und frage ich mich, ob ich kein guter Christ mehr bin.
Aber der Mais, ja, der Mais war ja ursprünglich zum Essen da. Und fragst Du jemand, der etwas davon versteht, also einen Koch oder einen Astronaut, die werden Dir das bestätigen. Essen oder Fressen, ist ja das gleiche, also beides bedeutet, dass ein Lebewesen aus der Biomasse Energie gewinnt. Diese Energie wird zum Teil zum baldigen Verbrauch in der Blutbahn in Umlauf gebracht (mit minimalen Reibungsverlusten. Anders als wenn Geld in Umlauf kommt) und zu einem anderen Teil in Fettzellen eingelagert. Ein wieder anderer Teil der Futterstoffe wird im Körper der Abteilung „Baustoffe” zugeordnet, wird also gar nicht in Energie umgesetzt sondern dient dem Wachstum. Oder vielleicht wäre es besser, das schon vor dem Verzehr zu deklarieren. Manche Stoffe gehören eben in den Farbtopf und nicht in den Eintopf.
Genau hier beginnt die Kritik des Haushuhns, wenn wir es zu Wort kommen ließen. Dass bei der Herstellung von Farben die Verluste in den Main gekippt wurden weiß jeder, der mal in der Höchst AG (Bahnstation „Farbwerke”) gearbeitet hat. Wenn ich mit dem Fahrrad spazieren fahre und unterwegs einen Brunnen finde, hängt oft ein Schild daran „kein Trinkwasser”. Dabei ist das gar nicht so schlecht. Woanders auf der Welt wird für solches Wasser gemordet. Obwohl auf das Wasser am Rand vom Fahrradweg so genau geachtet wird – was ich übrigens richtig finde – bekommen die Hühner in den Fleisch- und Eierfabriken in ihr Futter Fett gemischt, das auf die Fahrradketten geschmiert gehört. Wenn diese Hühner schreiben könnten, würden sie auf das Futter schreiben „kein Futter”. Den ganzen Tag lang am laufenden Band. Im Idealfall läuft das Band mit dem Futter von rechts nach links. Wenn nicht müssen wir nacher Spiegel verteilen an die Qualitätskontrolleure.
Manche Menschen haben einen Vogel. Ich meine einen richtigen, den man zähmen kann, wenn man es kann, und der im Wohnzimmer gegenüber vom Fernseher eingesperrt bleibt, damit er nicht den Perserteppich zuscheißt. Aber wenn er etwas zu sagen hätte, würde er nicht nur mehr Quadratzentimeter für Erwerbslose fordern. Auch dürfte dann die erste Runde von „Deutschland sucht den Superstar” nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden – genau wie das Jugendgericht. Das findet in echt unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und wird nur in unecht im Fernsehen öffentlich.
Seit Ende 2010 wurde diskutiert ob man gewisse Menschen (namentlich hat man sich da leider nicht festgelegt) auf Staatskosten auf die Musikschule schicken sollte. Ich bin voll dafür, damit sie endlich ein Taktgefühl lernen.
Für einen Vogel wäre ein solcher Lehrgang rausgeschmissenes Geld, das man lieber in ein paar anständige Biomeisenknödel, isolierte Vogelhäuser und lärmfreie Nistplätze investieren sollte. Dafür gibt's im Frühjahr die Musik gratis und – aus menschlicher Sicht – ohne Werbung. Wir wissen inzwischen, dass diese Musik an sich Werbung ist, aber welcher Mensch kennt noch den Unterschied? Auf dem einen oder anderen Musikfernsehsender kann man sich tagsüber fünf Mal pro Stunde die Frage stellen: „Ist das Musik oder Werbung?” Klingeltonwerbung ja was denn nun? Wer zu lange darüber philosophiert wird nicht mit den Ethikhausaufgaben fertig. Und auch zum Lernen von unregelmäßigen Verben habe ich regelmäßige Beats bevorzugt und zum Hörfunk gewechselt.
Wenn ein Teenager an einem maroden Bahnhof an einem durchfahrenden Zug sein Leben verliert werden damit 10 – 12 Minuten in den Nachrichtensendungen gefüllt. Und man müsse unbedingt etwas tun, damit kein Zug mehr die Passanten gefährdet. Wenn aber ein Vogel in das Triebwerk eines Passagierflugzeugs gerät wird darüber nur 3 – 4 Minuten lang berichtet und der Tenor lautet: „Wir müssen die Flugzeuge vor den Vögeln schützen”.
Wer wen gefährdet, das liegt möglicherweise im Ermessen der Versicherung, die den Schaden bezahlen soll. Und wenn es kein Vogel war, der aus einem Zoo oder Zirkus entflohen ist, interessiert es niemanden. Wenn aber der überfahrene Passant eine Lebensversicherung hatte, ist das für die Versicherung ein Argument. Und wer soll dann den kaum gefüllten Bausparvertrag des Teenagers pflegen bis zur Zielsparsumme?
Apropos Argument: Solche Zugunfälle sind ein willkommenes Argument gegen Stuttgart 21 weil anstatt einen Rießenbahnhof zu bauen sollte man lieber 200 kleine in Stand setzen. Wenigstens war dieses Mal im Gegenzug nicht die Rede davon dass man die Passagiere oder die Güter in den durchfahrenden Zügen vor Passanten schützen muss. Das wäre mal etwas neues:
Achtung Lokführer! Auf der Linie 781 Aschaffenburg-Miltenberg sowie in der Gegenrichtung Miltenberg-Aschaffenburg! Auf Höhe „Aschaffenburg Hochschule” Gefahr durch Studenten auf dem Gleis! Ich wiederhole: Gefahr durch Studenten auf dem Gleis! Wir melden uns umgehend sobald die Gefahr vorüber ist.
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