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„Nirgendwo findet man so viele Scheinheilige wie in der Kirche” Bestimmt habt Ihr diesen Satz schon mal gehört. Er ist oft wahr. Heißt das, dass bei uns Christen etwas nicht stimmt? Auf den ersten Blick ja. Es kommt nunmal vor, dass am Sonntag etwas anderes gepredigt wird als das was wir unter der Woche leben. Andererseits wäre es erst recht krank, den Unterschied zwischen Theorie und Praxis im Glauben zu leugnen. Diese Krankheit nennt sich „Scheinheiligkeit”. Es ist natürlich und richtig, dass sich eben die Menschen, die z.T. noch ihre eigene Gerechtigkeit leben, in christlicher Gemeinschaft aufhalten. Markus 2, 13–17
Dann ging Jesus wieder hinaus an den See. Alle kamen zu ihm und er sprach zu ihnen. Als er weiterging, sah er einen Zolleinnehmer an der Zollstelle sitzen: Levi, den Sohn von Alphäus. Jesus sagte zu ihm: »Komm, folge mir!« Und Levi stand auf und folgte ihm. Als Jesus dann in seinem Haus zu Tisch saß, waren auch viele Zolleinnehmer dabei und andere, die einen ebenso schlechten Ruf hatten. Sie alle aßen zusammen mit Jesus und seinen Jüngern. – Was die Zahl der Jünger betrifft: Es waren inzwischen viele, die sich Jesus angeschlossen hatten. Die Gesetzeslehrer von der Partei der Pharisäer sahen, wie Jesus mit diesen Leuten zusammen aß. Sie fragten seine Jünger: »Wie kann er sich mit den Zolleinnehmern und ähnlichem Volk an einen Tisch setzen?« Jesus hörte es und er antwortete ihnen: »Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, solche Menschen in Gottes neue Welt einzuladen, bei denen alles in Ordnung ist, sondern solche, die Gott den Rücken gekehrt haben.«
Es ist gut, wenn wir Jesus Nähe suchen, seine Gnade und Hilfe zu einem gottgefälligen Leben, fern der eigenen Gerechtigkeit.
Scheinheilig ist, wer in die Kirche geht, um gesehen zu werden. Matthäus 23, 5–7
Alles, was sie tun, tun sie nur, um von den Leuten gesehen zu werden. Sie tragen auffällig breite Gebetsriemen und besonders lange Quasten an ihren Kleidern. Bei Festmählern sitzen sie auf den Ehrenplätzen und beim Gottesdienst in der vordersten Reihe. Sie haben es gern, wenn die Leute sie auf der Straße respektvoll grüßen und sie als ‘ehrwürdiger Lehrer’ anreden.
Scheinheilig ist auch wer glaubt, Gott hintergehen zu können mit oberflächlichen Opfern. Sie helfen nicht gegen die tiefe Zertrennung, die weiterhin praktiziert wird. Jesaja 1, 11–14
»Was soll ich mit euren vielen Opfern*?«, fragt der Herr. »Die Schafböcke, die ihr für mich verbrennt, und das Fett eurer Masttiere habe ich satt; das Blut von Stieren, Lämmern und Böcken mag ich nicht. Wenn ihr zu meinem Tempel kommt, zertrampelt ihr nur seine Vorhöfe*. Habe ich das verlangt? Lasst eure nutzlosen Opfer! Ich kann euren Weihrauch nicht mehr riechen! Ihr feiert den Neumond, den Sabbat und andere Feste; ich kann sie nicht ausstehen, solange ihr nicht von euren Verbrechen lasst. Eure Neumondfeiern und eure Feste hasse ich; sie sind mir lästig, ich kann sie nicht mehr ertragen.«
Scheinheilig ist man, wenn man Gott die eigene Gerechtigkeit aufdrücken will. Matthäus 15, 1–9
Damals kamen Pharisäer und Gesetzeslehrer aus Jerusalem zu Jesus und fragten ihn: »Warum übertreten deine Jünger die Vorschriften, die von den früheren Gesetzeslehrern aufgestellt und dann weiterüberliefert worden sind? Warum waschen sie sich nicht die Hände vor dem Essen?« Jesus antwortete ihnen: »Und warum übertretet ihr das Gebot Gottes euren überlieferten Vorschriften zuliebe? Gott hat gesagt: ‘Ehre deinen Vater und deine Mutter!’, und: ‘Wer zu seinem Vater oder seiner Mutter etwas Schändliches sagt, wird mit dem Tod bestraft.’ Ihr dagegen behauptet: ‘Wenn jemand zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: Was ihr von mir bekommen müsstet, ist für Gott bestimmt – dann darf er seine Eltern nicht mehr damit ehren.’ So habt ihr das Wort Gottes außer Kraft gesetzt mit euren Überlieferungen. Ihr Scheinheiligen, treffend hat der Prophet Jesaja euch im Voraus beschrieben: ‘Dieses Volk ehrt mich nur mit Worten, sagt Gott, aber mit dem Herzen ist es weit weg von mir. Ihr ganzer Gottesdienst ist sinnlos, denn sie lehren nur Gebote, die sich Menschen ausgedacht haben.’«
Wenn Du Dich typisch neureich verhälst – Ich könnte ein Beispiel nennen – wird Dein Nachbar irgendwann Dich nicht mehr kennen. Und was viel schlimmer ist: Am Tag des Gerichts wird auch Gott Dich nicht mehr kennen! Matthäus 7, 21–23
»Nicht alle, die zu mir sagen ‘Herr, Herr’, werden in Gottes neue Welt kommen, sondern nur die, die auch tun, was mein Vater im Himmel will. Am Tag des Gerichts werden viele zu mir sagen: ‘Herr, Herr! In deinem Namen haben wir prophetische Weisungen verkündet, in deinem Namen haben wir böse Geister ausgetrieben und viele Wunder getan.’ Und trotzdem werde ich das Urteil sprechen: ‘Ich habe euch nie gekannt. Ihr habt versäumt, nach Gottes Willen zu leben; geht mir aus den Augen!’«
Ich glaube nach wie vor, dass wir keine besonderen Leistungen vollbringen müssen, um erlöst zu werden. Meines Erachtens geht es auch darum was wir nicht tun sollen. Jesaja 1, 15–17
Wenn ihr im Gebet eure Hände zu mir ausstreckt, blicke ich weg. Und wenn ihr mich auch noch so sehr mit Bitten bestürmt, ich höre nicht darauf; denn an euren Händen klebt Blut! Wascht euch, reinigt euch! Macht Schluss mit eurem üblen Treiben; hört auf, vor meinen Augen Unrecht zu tun! Lernt Gutes zu tun, sorgt für Gerechtigkeit, haltet die Gewalttätigen in Schranken, helft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht!«
Jesaja zählt hier viele Unterlassungssünden auf. Wenn ich das wörtlich nehmen darf, soll ich z.B. bei einer Schlägerei im Regionalexpress eingreifen. Christsein und Schlägerei, das passt doch nicht zusammen! Christsein und Wegschauen, passt das etwa besser? Wenn ich Angst habe, selbst auf die Fresse zu kriegen, sollte ich das wenigstens mir selbst eingestehen, anstatt Frömmigkeit vorzuschützen.
Ganz so billig, wie wir dachten, kommen wir Gott doch nicht davon bzw. nicht bei ihm an. Jesus bekräftigt das in Matthäus 5, 20 mit den Worten:
Ich sage euch: Ihr werdet niemals in Gottes neue Welt kommen, wenn ihr seinen Willen nicht besser erfüllt als die Gesetzeslehrer und Pharisäer.
Und wie sollen wir seinen Willen besser erfüllen? Ich stelle zunächst eine einfachere Frage: Im Vergleich zu wem oder was sollen wir Gottes Willen besser erfüllen? Im Vergleich zu den Pharisäern! Und in wiefern erfüllen sie ihn nicht richtig? Jesus sagt uns, wie es falsch gemacht wird: Matthäus 6, 1.5
»Hütet euch, eure Frömmigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen! Denn dann habt ihr keinen Lohn mehr von eurem Vater im Himmel zu erwarten.« […] »Wenn ihr betet, dann tut es nicht wie die Scheinheiligen! Sie beten gern öffentlich in den Synagogen und an den Straßenecken, damit sie von allen gesehen werden. Ich versichere euch: Sie haben ihren Lohn schon kassiert.
Ich sitze also im Zug und lese in der Bibel. Dann fängt das Geflatsche an. Ich kann es weder überhören noch übersehen und stecke deshalb meine Nase noch tiefer in die Bibel. Wenn ich wenigstens für die Situation bete, wäre in Ordnung, vorausgesetzt, dass ich nicht eingreifen kann. Wenn ich aber eingreifen kann, habe ich das in Gottes Namen auch zu tun!
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Wenn Du mit jdm. gemeinsame Feindbilder brauchst, um Dich mit ihm oder ihr zu vertragen, stimmt etwas nicht.
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